Der Film Señorita Extraviada wurde unter der Regie der mexikanischen Filmemacherin Lourdes Portillo im Jahr 2001 gedreht. Es handelt sich dabei um einen Dokumentarfilm von 75 Minuten Länge.
Die Grenzstadt Ciudad Juárez in der mexikanischen Provinz Chihuahua ist auf traurige Weise bekannt geworden. Seit 1993 wurden dort 370 junge Frauen grausam ermordet und 400 bis 500 Frauen werden vermisst. Verschiedene Theorien ranken sich um die Mordmotive. Es wird von Organhandel, von Gewalttaten der Drogenszene, von der Produktion von Snuff-Filmen und von „feminicidios“ (durch Frauenhass motivierte Massenmorde) gesprochen.
Die Opfer teilen ähnliche Lebensumstände. Es sind sehr arme Frauen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in den so genannten Maquiladoras arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen. Maquiladoras sind große Exportfirmen für den Weltmarkt. Die Opfer sind meistens noch sehr jung und entsprechen auch optisch einem ähnlichen Typ. Die Tatsache, dass es bisher weder den zuständigen Behörden noch den Menschenrechtsorganisationen, die eng mit den Familien der Opfer zusammen arbeiten, gelungen ist, die Mordserie aufzuhalten und die Täter zu überführen, nimmt Lourdes Portillo zum Anlass für ihren preisgekrönten Dokumentarfilm Señorita Extraviada, mit dem sie internationale Aufmerksamkeit auf die bestialischen Frauenmorde in Ciudad Juárez lenkt.
Lourdes Portillo verbindet in ihrem Dokumentarfilm auf eindrucksvolle Weise die Geschichten der Familien der Opfer, die bei den Morden umgekommen sind und die Darstellungen der Opfer, die die Mordanschläge überlebt haben mit den Aussagen und Stellungnahmen der Polizeibeamten, der Politiker und den örtlichen Ermittlungsbehörden. Im Besonderen wird das Augenmerk auf die Menschenrechtsaktivistin Judith Galarza gelenkt. Sie ist Familienangehörige eines Opfers. Judith Galarza hat außerdem selbst 15 Jahre in einer Maquiladora gearbeitet bis ihr gekündigt wurde, da sie versuchte die Arbeiterinnen zu mobilisieren. Sie ist Gründerin der Organisation FEDEFAM, welche die älteste Organisation von Familienangehörigen der Opfer vor Ort darstellt. Sie hat den Fall von Ciudad Juárez vor die Menschenrechtskommission der UNO gebracht.
In dem Film werden alternierend die Aussagen von Familienangehörigen, betroffenen Frauen, Behördensprechern und der Generalsekretärin der FEDEFAM gezeigt. Weiter werden die Lebens- und Arbeitssituation der Bevölkerung, insbesondere der Frauen in den Maquiladoras dargestellt, so dass man einen guten Eindruck und Überblick der aufgezeigten Situation erhält. Ebenso wird die sehr unwirtliche und lebensfeindliche geografische und klimatische Lage der Stadt Ciuadad Juárez verdeutlicht, in der sich bedingt durch wirtschaftlich günstige Konditionen Konzerne ansiedeln und die Menschen ihnen aus rein arbeitsmarkttechnischen Gründen dorthin folgen. Diese besondere und unübersichtliche Situation einer Grenzstadt, ohne gewachsene soziale Strukturen ermöglichen ein derartiges Morden in der Anonymität.
Auf dem im Jahr 2003 in Barcelona stattgefundenen internationalen Festival für Film und Menschrechte wurde der Film für die beste Produktion mit dem Preis Ghandi de Oro ausgezeichnet.