Geringer Filmeinsatz im Unterricht
In wenigen Bereichen klafften die außerschulische Realität und der schulische Stoffkanon soweit auseinander wie im Bereich der Mediendidaktik: In unserer vom Fernsehen geprägten Gesellschaft fristeten Film und Video ein eher marginales Dasein im Spanischunterricht als Verfilmungen literarischer Werke. Der in der Vergangenheit nur zögerliche Einsatz dieses Mediums im Spanischunterricht lässt sich aus meiner Sicht u.a. wie folgt erklären:
- technische Schwierigkeiten, wie unzureichende Ausstattung der Schulen mit Geräten,
- Schwierigkeiten bei der Filmbeschaffung, schlechte Kopien, demotivierendes Vor- und Zurückspulen,
- institutionelle Vorgaben, wie andere Schwerpunktsetzungen durch Lehrpläne, Lektürekanon,
- das Fehlen funktionierender Unterrichtsmodelle, die sowohl den Bedingungen des Fremdsprachenunterrichts als auch den dem Medium inhärenten Schwierigkeiten Rechnung tragen,
- die Analyse von Spielfilmen ist im Gegensatz zur Analyse literarischer Werke meist nicht Gegenstand von Studium und Fortbildung.
Forderung der Rahmen- und Bildungspläne
Für den Einsatz des Spielfilms im Spanischunterricht sprechen hingegen die positive Einstellung unserer Schüler gegenüber diesem Genre, die mit der Behandlung von Filmen einhergehende Motivationssteigerung, das kommunikative Potential von Filmen, die Schulung des Hörsehverstehens und darüber hinaus der interkulturelle Stellenwert des Spielfilms.
Die Lehrpläne der Länder haben der didaktischen Diskussion Rechnung getragen und die Behandlung von Film und Video im Spanischunterricht fest verankert. In den niedersächsischen Rahmenrichtlinien (2003) heißt es beispielsweise:
Der Film spielt als Text durch die Verbindung von optischen und akustischen Informationen eine besondere Rolle. Er leistet für die Schulung des Hörverstehens einen wesentlichen Beitrag, ist aber auch für die Weiterentwicklung der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeit der Lernenden geeignet und vermittelt darüber hinaus in besonders anschaulicher Weise Informationen über Besonderheiten der [hispanophonen] Kulturen. [...] Auch Musik und Geräusche in Spielfilmen, Werbespots oder Clips und die filmtechnischen Gestaltungsmittel (Kameraführung, Schnitt, Blendentechnik etc.) können Gegenstand der Untersuchung sein und bieten eine Reihe von Sprech- und Schreibanlässen. Hier leistet der Spanischunterricht auch einen Beitrag zur Medienerziehung.
Dieser Auszug ist insofern aussagekräftig, weil er in aller Kürze Begründungen für die Arbeit mit (authentischen) Filmtexten und Hinweise zu ihrer didaktischen Realisierung verbindet, die zeigen, dass
- der Film als Textsorte auf der Basis eines erweiterten Textbegriffs in den Unterricht Einzug hält,
- konsequenterweise der Analyse der Spezifika der Textsorte Film Raum gegeben wird und so auch Medienerziehung geleistet wird,
- er als Träger und Medium interkulturellen Lernens gesehen wird.
Auch im Rahmen neuer Bildungspläne in Hamburg für die Sek. I und II ist die Spielfilmarbeit fest verankert worden. So heißt es z. B. im hamburger Rahmenplan neuere Fremdsprachen für die Sekundarstufe I:
"Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit Lektüren und Filmausschnitten. Im Rahmen von Projekten stellen sie eigene Produkte her, z. B. Hörspiele oder Videofilme, mit denen sie sich auch an Wettbewerben wie dem Bundeswettbewerb Fremdsprachen beteiligen können. Die Hörtexte werden inhaltlich anspruchsvoller, sie werden länger und ihr sprachlicher Schwierigkeitsgrad nimmt zu. Als Textsorten finden z. B. Interviews, Werbespots und Filmausschnitte Verwendung."
Diese Forderungen erreichen für die Sekundarstufe II durch die Einführung des Zentralabiturs noch mehr Verbindlichkeit. In den einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Spanisch (Fassung vom 05.02.2004) wird als eine Zielkompetenz ein „handlungswirksames Spektrum von Lern- und Arbeitstechniken im Umgang […] mit mehrfach kodierten Texten“ z. B. (Filmen) gefordert und der Behandlung von Spielfilmen wird für das interkulturelle Lernen eine besondere Bedeutung zugemessen, weil der Film Zugang zu unterschiedlichen universellen bzw. kulturspezifischen Sichtweisen ermöglicht. In den beigefügten Aufgabenbeispielen für die Abiturprüfung finden sich dann auch Aufgaben zum Hör- bzw. Hörsehverstehen anhand von Filmausschnitten.
DVD - Vorteile beim unterrichtlichen Einsatz
Der für praktische Unterrichtsarbeit entscheidende technische Quantensprung vollzieht sich mit der Verbreitung immer benutzerfreundlicherer DVDs, die neben einer enormen Bildqualität die direkte Auswahl von Sequenzen, Standbildern, Vergrößerungen - manchmal auch Perspektivwechsel - ermöglichen, und in der Regel Untertitel in verschiedenen Sprachen sowie zusätzliches Bildmaterial anbieten. Szenen des Films können in Sekunden gefunden werden, da die DVD in Kapitel unterteilt ist und so genannte Lesezeichen zulässt, mit denen man den Film in individuelle Szenen einteilen kann.